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6. In Planung und Arbeit
Endlich ist die Pelisse fertig! Eine Pelisse ist ein leichter Mantel, der quasi wie ein Kleid oder ein Spencer mit Rock geschnitten ist. Meine ist aus 2,5m Baumwolltaft gefertigt den ich in den Ferien in Dorset (Südengland) gekauft habe. Der Schnitt ist selbst entworfen, aberich habe mich im Oberteil an McCalls M7493 orientiert. Das Rückenteil habe ich etwas weiter geschnitten, damit ich die strahlenförmigen Abnäher einfügen konnte. Über den Ärmeln sind jeweils vier blütenblattförmige Flügelchen angenäht um die Schultern zu betonen und so die Silhouette der späteren 1810er Jahre zu erreichen. Gefüttert ist die Pelisse mit rotem Futterstoff und zusätzlich im rückwärtigen Oberteil mit einer versteckten und abgesteppten Lage Fleece (eine Fleecedecke musste dran glauben...), für etwas mehr Wärme an kalten englischen Abenden. Im Futter des Rockteils ist innen versteckt in den Futterstoff ein 20cm breiter Streifen Filz eingenäht damit der Rock schön schwer fällt.
Ursprünglich war der Stoff für eine Open Robe geplant, aber nachdem ich die Neuverfilmung von 'Emma' gesehen habe, war mir klar dass ich unbedingt eine Pelisse brauche! Zumal wäre jetzt Ende April ein Kostümball in Newark gewesen, aber der konnte wegen dem Lockdown hier in England natürlich nicht stattfinden und so kann ich die Pelisse nur im Garten tragen. An sich war das Nähen relativ simpel aber die Details wie die handgesäumten Flügelchen oder die Rouleaux-Details (z.B. unter dem Nacken) waren doch sehr zeitintensiv. Aber am Ende lohnt es sich ja doch immer.
Die Haube ist auch selbst gemacht, sobald der Lockdown vorbei ist und ich meine geliebten Stoffläden heimsuchen kann, werde ich dafür Borten, Bänder und künstliche Blumen oder Federn besorgen.
Diesen Spencer habe ich für meine Mutter gemacht, deren Lieblingsfarbe Blau ist. Die Passementerie-Verzierung ist aus schwarzer Kordel war recht aufwändig, aber es lohnt sich einfach, sich Mühe zu geben. Die Ärmelaufschläge sind aus schwarzem Samt, der Spencer aus Baumwolle und das Futter ist aus wiederverwendeten Vintage-Futterstoffen, denn #slowfashion ist einfach besser. Hier habe ich den Costume Parisien-Kupferstich verlinkt, an dem ich mich orientiert habe.
Nachdem endlich einmal Sonne angesagt war hier in den Midlands Englands habe ich die Chance genutzt und bin zu einem National Trust Anwesen - Baddesley Clinton - gefahren. Es ist wunderbar pittoresk, mit Wassergraben und Innerem in dem es von der Tudorzeit bis ins frühe 20. Jahrhundert einen bunten Mix gibt und man wirklich sehen kann wie die Besitzer lebten und was sie für bewegte Leben führen.
Bis ich den Spencer meiner Mutter überbringen kann werde ich selbst davon Gebrauch machen.
Nachdem der nächste georgianische Ball sicher kommt habe ich beschlossen, ein neues Kleid zu machen. Das Kleid hat Puffärmel, kleine Dorset-Knöpfe und einen Falten-/Rüschenbesatz am Saum. Nachdem ich keinen Reißverschluss einsetzen wollte, habe ich mich für Knöpfe am Rücken entschieden. Diesmal ist der Saum auch nur knöchellang da ich beim Tanzen sonst ständig darauftrete wenn ich einen Schritt rückwärts mache.
Mein Spencer nach dem Schnitt von McCall's Costumes 7493 ist fertig! Ich habe den Kragen abgeändert in einen hohen Stehkragen, habe die Zaddeln entlang der Schulternähte eingefügt in Anlehnung an die Pelisse im Museum of London und habe als Verschluss vorne Perlmuttknöpfe meiner Urgroßmutter verwendet. Der Stoff ist ein Jacquard mit dezenter Streifen-Struktur, nicht völlig historisch korrekt da es sich um eine Baumwoll-Kunstfaser-Mischung handelt, aber die Wirkung des leicht glänzenden Stahlblau gefällt mir dennoch sehr gut. Das Schnittmuster war sehr angenehm zu verwenden und passt hervorragend, auch die Schulter- und Ärmelnähte die ich manchmal im Vorfeld abändern muss um unangenehmes Ziepen zu vermeiden.
Nachdem ich den Spencer bisher nur für Fotos getragen habe, konnte ich ihn endlich zum Stamford Georgian Festival im September zusammen mit meinem Musselinkleid tragen.
Mittlerweile besitze ich somit drei Empire-Kleider sowie ein Unterkleid aus feinem weißem Leinen und ein Überkleid aus grünem Samt.
Empfehlen kann ich die Schnittmuster von Sense&Sensibility Patterns sehr, zum Beispiel in Kooperation mit Simplicity - Nummer 4055, sowie Burda 2493. Das
Burdaschnittmuster kommt mir weniger zeitgemäß vor da die Rüschen und Raffung am Oberteil nicht so fein und kleinteilig wirken wie es Gewänder der frühen 1800er normal tun. Mir gefällt das Gewand
daraus aber gut und der Kontrast des seidigen Satins zum weichen Samt des Überkleides ist sehr gefällig. Letzteres ist am Ausschnitt mit antiker Goldborte
verziert, die ich von meiner Oma habe.
Diese Caraco-Jacke mit burgunderrotem Rock habe ich als Alternative zu der prunkvollen Robe à l'Anglaise retroussée (siehe unten) genäht. Um auf das Korsett zu verzichten habe ich Miederstäbchen ins Futter eingenäht. Als Schnittmuster habe ich Simplicity 7026 benutzt und einfach einen kürzeren Rock angesetzt. Zudem habe ich die Ärmel schmaler gemacht, auf die Spitzen-Engageants (die Ärmelrüschen auf Höhe der Armbeuge) verzichtet und stattdessen eine Rüschenborte aus demselben Stoff entlang der Ärmelsäume gesetzt. Die Jacke wird vorne mit Nadeln zusammengesteckt und so geschlossen, aber ich überlege ob ich versteckt innen Haken und Ösen anbringen soll.
Technisch korrekt wäre Robe à l'Anglaise retrousée, denn eine "echte" Robe à la Polonaise hat keine Naht zwischen Oberteil und Rock sondern ist durchgehend. Da aber selbst große Museen diese Unterscheidung nicht machen und es sich verbreitet hat, Kleider mit gerafftem Rock als Polonaise zu bezeichnen, folge ich dem hier und nenne mein Kleid eine Polonaise.
Diese Robe war eine echte Herausforderung, sowohl für mich als auch für meine Nähmaschine, die irgendwann angesichts der vielen Lagen Stoff im Mieder gestreikt hat. Ich habe ein fertiges Schnittmuster verwendet, die hintere geraffte Rockpartie aber selbst gestaltet. Geschnitten ist das Kleid als Italian Gown im Stil der 1780er und dann mit Bändern zu einer Polonaise gerafft.
Das Kleid ist aus Taft, verziert mit Borte aus demselben Stoff, sowie Goldborte. In das Oberteil integriert ist das mit Stäbchen verstärkte Mieder aus starkem Leinen. Die Engageants sind aus Spitze, der Unterrock aus Leinen mit einer vorderen Partie aus Satin.
In der Farbgebung des Überkleides habe ich mich an Francois Bouchers Farbgebung orientiert, besonders an seinem Portrait von Madame de Pompadour aus dem Jahre 1759 (Wallace Collection). Der Unterrock ist weiß und nicht aus demselben Stoff wie die Robe à la Polonaise, damit er auch zu meinem auberginefarbenen 'Versuchs-Rokoko-Manteau' à la Fluch der Karibik passt.
Viel Arbeit haben vor allem das Miederoberteil und das Legen und Festnähen der einzelnen Rockfalten gemacht. Das Miederoberteil besteht aus zwei Lagen Leinen, in die die Kanäle für die Stäbchen eingenäht sind. Darüber befindet sich der sichtbare Taft. Verschlossen wird das Kleid vorne mit Haken- und Ösenband, verdeckt durch die senkrecht laufende Borte. Als das Band zu den drei Lagen Stoff hinzukam, hat meine Nähmaschine leider klein beigegeben, weshalb ich die Front von Hand genäht und gesäumt habe.
Schon seit längerem hatte ich vor, ein Kleid einer meiner Lieblingsepochen zu schneidern: die Renaissance in Italien. Den Impuls dazu, diese Idee endlich in Angriff
zu nehmen, hat mir die Serie The Borgias gegeben. Die Kleider von Lucrezia Borgia und Giulia Farnese sind einfach hinreißend. Wenngleich sie nicht 100% der Mode der Zeit entsprechen, ist der
visuelle Effekt glänzend.
Die Mode des ausgehenden 15. Jahrhunderts ist spannend: während in anderen Gegenden Europas die schmale Taille ab den 1480ern mit ersten Miedern aus starkem Leinen und Fischbein geschnürt wurde, war die Kleidung in Italien freier. Wie später im frühen 19. Jahrhundert, war die Taillenlinie höher als die natürliche Taille. Der volle, stoffreiche Rock fiel in langen Falten und die Stoffe waren farbenfroh. Diesen Kontrast von Italien zu Nordeuropa hat Albrecht Dürer in der Zeichnung "Nürnbergerin und Venezianerin" (Städel Museum Frankfurt, um 1495) auf humorvolle Weise auf den Punkt gebracht.
Die Standards des Mittelalters waren einer neuen Schneiderkunst gewichen: der Taillennaht. Vorder- und Rückenteil der Gewänder wurden
nicht länger als ein Stück geschnitten. Dem Körper angepasst wurden die Kleider durch Schnürung und die Ärmel konnten durch Bänder oder Knöpfe abgenommen und getauscht werden.
In meinem Bestand fand sich ein Ballen mit mehreren Metern silberblauem Satin, sowie Musselin für die Ärmel. Das Schnittmuster habe
ich selbst erstellt. Mein Credo bei diesem Kleides war ein wenig 'The Borgias-fantasiehaft', es ging mir um die Silhouette und den Eindruck, weshalb ich mir kein Gemälde des Quattrocento o.ä. zum
Vorbild genommen habe.
Das Miederoberteil wird durch verdeckte Ösen und Schnürung geschlossen. Der vorne offene Rock ist mit baugrünem Taft
verbrämt.
Die weißen Ärmel sind am Handgelenk gerafft und mit goldenen Rocaille-Perlen bestickt. Die zweiteiligen Überärmel zum Anschnüren sind noch in Arbeit. Ebenso sollte ein Unterrock darunter, damit der Rock kegelförmiger fällt. Natürlich musste das Kleid mit nach Florenz, um dort in der toskanischen Sonne Fotos zu machen. Bei Gelegenheit werde ich die Ärmel vollenden und mich an ein mit Perlen verziertes Haarnetz machen.
Bei meinem letzten Besuch in Florenz habe ich natürlich wieder die Stoff- und Handarbeitsgeschäfte unsicher gemacht und bin, wie nicht anders zu erwarten, fündig geworden. Dieses hinreißende, blau geblümte und in Italien gefertigte Leinen ist mir sofort ins Auge gesprungen und so habe ich 1,5m mitgenommen. Bei einer Stoffbreite von 150cm war das ausreichend für einen Tellerrock, der nun fertig ist und sich wunderbar für sonnige Tage in München eignet. Tellerröcke sind einfach perfekt für den Sommer, denn sie sind luftig und elegant zugleich und durch die Länge bis übers Knie kann man problemlos jede italienische Kirche besichtigen.
We're all mad here. My reality is just different from yours. Nachdem ich seit Jahren von diesem Kleid geträumt habe - dem Down the Rabbit Hole Kleid aus Tim Burtons 2010 Verfilmung mit Mia Wasikowska - bin ich endlich über meinen Schatten gesprungen, nachdem ich zu einer Alice im Wunderland-Teeparty eingeladen wurde. Ich hatte vier Tage Zeit, dieses Kleid zu machen und es hat gereicht. Puhh, gerade so. Die letzten Stiche habe ich weniger als 20min bevor ich losmusste gesetzt. Für das Kleid habe ich 5qm Baumwolle gebraucht und 3m Chiffon, sowie 1m Spitze und 1m dünnes dunkelblaues Bändchen und Haken- und Ösenband. Der rutschige Chiffin verzog sich ständig und ich muss sagen, dass das nicht mehr mein Lieblingsmaterial wird. Dennoch, es hat geklappt und ich bin sehr stolz und zufrieden mit dem Resultat. Während der Arbeit habe ich immer wieder Fotos gemacht und gefilmt, allerdings durch den Stress etwa nach der Hälfte aufgegeben um mich ganz zu konzentrieren. Ich hoffe aber ich habe genug Fotomaterial für ein DIY zusammen. Das Schnittmuster ist übrigens ein Sommerkleid-Schnitt von McCall's, den ich angepasst habe indem ich die vorderen Teilungsnähte versetzt und so 'viktorianisiert' habe.
Angefangen zu Nähen habe ich mit Fantasykleidern, nach den allerersten Kleidern zum Test aus alten Bettüchern. Ich mag die Herr der Ringe-Filme sehr gerne und wollte gerne Reproduktionen besitzen. Somit habe ich zwei Kleider, die Arwen trägt und zwei von Eowyn gemacht. Allerdings habe ich sie nie richtig fotografiert (nur im Garten, was einfach nicht ästhetisch aussieht), was ich nun Stück für Stück nachholen möchte, angefangen mit Arwens 'Dying Dress' aus Teil 3 bei Schloss Liechtenstein.
Der Vorteil der Arwenkleider für einen Anfänger war, dass man Stretchsamt aus Viskose nehmen kann und somit einfach reinschlüpfen kann wodurch man sich das Einsetzen eines Reißverschlusses sparen kann. Allerdings sind der Kragen und die gefütterten und bestickten Ärmel schon eine Herausforderung. Ich habe das Kleid erstmal aus Pannésamt genäht und es sofort bereut und Samt und Brokat in guter Qualität gekauft. Es lohnt sich einfach und ist nicht wesentlich teurer.
So langsam haben sich doch ein paar Projekte angesammelt, die ich nun nacheinander (oder parallel, worauf es sowieso immer hinausläuft) abarbeiten möchte:
Tellerröcke, 40er Vintage Kleider und ein Top, dem noch eine Schnürung fehlt.
Historiengewänder sind auch in Planung bzw. bereits in der Phase der Umsetzung:
Fest fertig ist meine Caraco-Jacke des 18. Jahrhunderts. Die Materialien für ein Renaissancekleid im Stil des Portraits von Erzherzogin Anna von Österreich habe ich
schon und werde hoffentlich bald dafür Zeit finden. Dann arbeite ich noch an einer Chemise der Tudorzeit mit Blackwork Stickerei. Leider ist die filigrane Stickerei sehr langwierig und ich finde
beinahe nur auf langen Zugfahrten dafür Zeit deshalb geht es nur gemächlich voran.
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