Diesen Regency Gehrock habe ich für meinen Partner für das Jane Austen Festival 2022 angefertigt. Der Gehrock (engl. tailcoat) ist aus grünem Wollstoff, gefüttert mit Vlieseline, Leineneinlagen und Baumwolltuch. Als Schnittmuster habe ich Black Snail Patterns #0517 1830s Tailcoat verwendet.
Die Größe im Schnittmuster hat mit nur geringen Änderungen ideal gepasst und die Anleitung ist gut formuliert, ein Gehrock ist jedoch wirklich eine Herausforderung. Die Teile sind insgesamt recht einfach zusammenzusetzen. Der Teufel steckt aber wie immer im Detail. Die perfekte Passform zu erreichen und die ganz kniffligen Stellen wie die Zusammensetzung der Schöße (mit den in den Schößen versteckten Tascheneingriffen) brachten mich zwischenzeitlich halb zum Verzweifeln. Dennoch - es hat sich gelohnt und mein Partner und der Gehrock haben auf dem Festival Bella Figura gemacht.
Die Hose hat epochengerecht die Fall-Front Konstruktion erhalten. Am Bund geknöpft weist die Hose darunter einen breiten Schlitz auf, der durch eine Schnürung zusammengehalten und dann mit dem darüber geknöpften Latz verborgen wird. Das Schnittmuster habe ich selbst erstellt, generell muss man lediglich aus einem Hosenschnittmuster vorne ein Rechteckt herausschneiden und dann die Schnürungs-Teile und den Latz anbringen.
Im Rücken ist ebenfalls eine Schnürung angebracht, um die Hose festzuziehen.
Ohne besonderen Anlass beschloss ich, ein neues Regencykleid aus der in der Costuming-Community allseits beliebten Ikea Bettwäsche mit authentischem historischem Blumenmuster zu machen. Das Kleid hat Puffärmel, kleine von mir handgemachte Dorset-Knöpfe und einen breiten Faltenbesatz am Saum. Mit Perlmuttknöpfen wird es am Rücken geschlossen. Der Saum ist im Stil der 1810er knöchellang, um das Kleid auch besonders schwunghaften Playford-Dances standhalten zu lassen. John Playford, der im 17. Jahrhundert lebte, schrieb das einflussreiche Buch 'The English Dancing Master', dessen beschriebene Tänze noch heute bei historischen Bällen beliebt sind - so beispielsweise Mr Beveridge's Maggot, Grimstock oder Newcastle.
Eine Pelisse ist ein leichter Mantel des frühen 19. Jahrhunderts, der ähnlich einem Kleide aber vorne offen geschnitten ist. Meine ist aus 2,5m Baumwolltaft gefertigt den ich in den Ferien in Dorset (Südengland) gekauft habe. Der Schnitt ist selbst entworfen, aberich habe mich im Oberteil an McCalls M7493 orientiert. Das Rückenteil habe ich etwas weiter geschnitten, damit ich die strahlenförmigen Abnäher einfügen konnte. Über den Ärmeln sind jeweils vier blütenblattförmige Flügelchen angenäht um die Schultern zu betonen und so die Silhouette der späteren 1810er Jahre zu erreichen. Gefüttert ist die Pelisse mit rotem Futterstoff und zusätzlich im rückwärtigen Oberteil mit einer versteckten und abgesteppten Lage Fleece (eine Fleecedecke musste dran glauben...), für etwas mehr Wärme an kalten englischen Abenden. Im Futter des Rockteils ist innen versteckt in den Futterstoff ein 20cm breiter Streifen Filz eingenäht damit der Rock schön schwer fällt.
Ursprünglich war der Stoff für eine Open Robe geplant, aber im englischen Wetter erschien eine Pelisse deutlich notwendiger. Geziert habe ich den Pelisse mit handgesäumten Flügelchen an den Ärmeln und Rouleaux-Details (z.B. unter dem Nacken).
Mein Spencer nach dem Schnitt von McCall's Costumes 7493 ist fertig! Ich habe den Kragen abgeändert in einen hohen Stehkragen, habe die Zaddeln entlang der Schulternähte eingefügt in Anlehnung an die Pelisse im Museum of London und habe als Verschluss vorne Perlmuttknöpfe meiner Urgroßmutter verwendet. Der Stoff ist ein Jacquard mit dezenter Streifen-Struktur, nicht völlig historisch korrekt da es sich um eine Baumwoll-Kunstfaser-Mischung handelt, aber die Wirkung des leicht glänzenden Stahlblau gefällt mir dennoch sehr gut. Das Schnittmuster war sehr angenehm zu verwenden und auch die Schulterlöcher und Ärmel bedurften keiner Anpassungen.
Der Spencer erweist mir auch fünf Jahre später nach wie vor gute Dienste, beispielsweise auf den jährlichen Jane Austen Festivals in Bath oder dem Stamford Georgian Festival. Letzteres ist ein kleines Wochenendfestival im pittoresken Stamford Lincolnshire, welches seit 2013 alle zwei Jahre stattfindet. Aufgrund der Pandemiejahre konnte ich es bisher erst einmal besuchen und auch nur am Sonntagmittag, wo schnell Aufräumstimmung angesagt war. Wenn man in der Gegend ist lohnt sich ein Besuch doch allemal und es gibt ein Militärlager mit Offizieren, Kutschfahrten, einen Indoor- und Outdoormarkt und verschiedene kleine Programmpunkte darum herum.
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